Hippe Hüften!

Hi, das was Ihr gerade bestaunt sind meine 1A Hüften! Makellos, oder? Schaut wie perfekt sich der Kopf des Oberschenkelknochens in die Hüftpfanne mit dem seltsamen Namen  Acetabulum (lat. Essigpfännchen) schmiegt. Der Oberschenkelkopf  ist so beweglich, dass ich meine  Hinterbeine vorwärts, rückwärts, seitlich aber auch schräg nach vorne und hinten und vor allem bei mir wichtig: nach oben und unten bewegen kann! Weg frei zur ersten Labradorprimaballerina der Welt!

Da ich - wie bereits ganz bescheiden erwähnt - über 1A Hüften verfüge kann man bei mir auch nicht im entferntesten von einer Hüftgelenksdysplasie (HD) sprechen. So bezeichnet man die Erkrankung, wenn Abweichungen in jeder Form oder im Zusammenspiel von Oberschenkelkopf und Hüftpfanne vorliegen.

Der Mensch hat folgende Schweregrade von HD festgelegt:

 

1A      MEINE!

A        HD frei

B        Verdacht auf HD

C        leichte HD

D        mittelschwere HD

E         schwere HD

 

Das wesentliche Auswahlkriterium ist der Norberg - Winkel, (Sorry, Du bist nicht gemeint Norbert. Träum' weiter von Pommes mit fett Mayo!) Der Norberg-Winkel definiert sich durch die Verbindungslinie der Zentren der beiden Oberschenkelköpfe und dem jeweiligen Pfannenrand. Bei mir beträgt der Winkel perfekterweise mehr als 105°.

Wie HD letztendlich entstehen kann hängt im wesentlichen von zwei Faktoren ab: Einmal sind es genetische Gründe. Auch ich mit meinen hippen Hüften trage möglicherweise die Vererbung in mir, und zwar irgendwas zwischen 20 und 40 %. Der Erbgang an sich ist auch für mich äußerst kompliziert, er ist polygenetisch. Das bedeutet, dass mehrere Gene an der Entstehung von hippen oder halt entsprechend dysplastischen Hüften beteiligt sind. Nicht jeder Hund, der HD trägt und weitervererbt leidet selber an HD.

Wenn beide Elternteile Träger der verschiedenen Gene sind, kommt HD zum Tragen und wird ganz oder teilweise an die nächste Generation weitergegeben. Somit erklärt sich auch die Tatsache, dass in einem Wurf gesunder Eltern Welpen mit HD festgestellt werden. Dies bezeichnet der Mensch als die genetische Arschkarte…

Der Teufel liegt wie immer im Detail!

Neben einer genetischen Veranlagung  gibt es aber auch äußere Einflüsse, die zu einer HD führen oder eine bereits schlummernde Veranlagung verstärken.

Durch zu intensive sportliche Beanspruchung, vor allem bei heranwachsenden Artgenossen, kann großer Schaden entstehen. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss jetzt nur noch die nötigsten Bewegungen auszuführen, meine lieben Couchpotatoes! Fehlerhafte Ernährung z.B. durch ein zu viel Pizza und Pommes führen zu Adipositas! Und die geht nicht nur auf die Hüften…

 

Nun, und wie merke ich, dass das Kind in den Brunnen gefallen ist? Also: Schmerz macht Bewegungsunlust! Laufen tut weh, die Schrittlänge wird kürzer, hinsetzen und aufstehen schmerzt und anfassen soll das bitte auch keiner mehr.

Eine tatsächliche Diagnose bekommt ihr aber nur durch Röntgen, und zwar nicht durch irgendeine Wischiwaschiaufnahme, sondern ihr müsst dazu gerade gelagert werden.  Dazu müsst ihr unter Narkose gelegt werden, damit ihr nicht rumzappeln könnt und die Bilder aussagekräftig sind.

Profis entscheiden u.a. sich für das PennHIP-Verfahren! Dies ist ein spezielles Verfahren, welches an der Universität von Pennsylvania entwickelt und patentiert wurde. Bei diesem Verfahren werden insgesamt drei Aufnahmen der Hüfte gemacht:

Gestreckte Aufnahme wie beim normalen Röntgen, dann eine Kompressionaufnahme, bei der der Oberschenkelkopf leicht in die Hüftpfanne hineingedrückt wird um die Passform besser beurteilen zu können und schließlich die Distraktionaufnahme. Dazu wird ein spezielles Gerät, der Distraktor (Nein, es handelt sich hierbei  nicht um einen Dinosaurier!)  zwischen die Beine des Hundes gelegt und mit den Beinen ein sanfter Druck gegen das Gerät ausgeübt. Somit kann ein eventuell mangelnder Halt im Hüftgelenk gemessen werden.

Dieses Verfahren kann schon in der Frühdiagnostik eingesetzt werden und zwar schon im zarten Alter von 16-18 Wochen. Somit können Probleme schon sehr früh erkannt, schweren Verläufen vorgebeugt werden und euch eine Menge Schmerzen erspart bleiben. Denn oftmals wird HD zufällig diagnostiziert, also wenn das Kind schon im Brunnen…

 

Je nach Schweregrad seid ihr ein Fall  für den Tierarzt. Und zwar für einen, der sich mit Orthopädie wirklich auskennt. Abhängig vom Schweregrad kann eine Operation nötig sein, damit ihr eine schmerzfreie Zukunft habt. Bei minderschweren Fällen kann eine Goldakupunktur helfen. Dabei werden kleine Goldimplantate an die Akupunkturpunkte im Gewebe eingesetzt, die bei Bewegung Akupunkturstimuli erzeugen und für Schmerzfreiheit sorgen. So Könnt ihr eure Goldschätze immer bei euch tragen!

 

Solltet ihr um eine OP herumkommen, solltet ihr einen guten Tierphysiotherapeuten aufsuchen, wie etwa die Praxis hundejahre.eu in Velten. Kommt euch bekannt vor, oder? Also, dort könnt ihr einen gezielten Muskelaufbau und krankengymnastische Übungen lernen, und ihr werdet auch angstfrei auf das Unterwasserlaufband  vorbereitet. Weiter kommt dort auch Lasertherapie, therapeutischer Ultraschall und das Novafone, ein Vibrationsgerät für die Tiefenmuskulatur, zum Einsatz.

 

Also auch bei so einer Diagnose: Durchatmen, Rücken gerade, Krönchen richten und weiter geht’s..

Ist doch Thealogisch, oder?